von Agios Ioannis nach Moni Koudouma
Aber die Straße !! im Führer steht: "Die Teerstraße endet an einem Parkplatz, linkshaltend führt eine Staubstraße weiter, die bei vorsichtiger Fahrweise auch mit normalem PKW befahren werden kann, besser ist ein Allradfahrzeug ..."
Ein Stück bin ich die Staubstraße bergab gefahren, schmal, keine Brüstung an der Seite, neben mir geht es 700m in die Tiefe. Das die Bremsen in dem Hyundai - Mietwagen nicht so der Knaller waren, hatte ich schon am ersten Tag gemerkt. Wenn mir jetzt noch einer entgegen kommt, wird es dolle, dolle eng. Es kam mir keiner entgegen, aber es wurde noch schmaler und steiler.
Ich fahre ja schon 30 Jahre Auto, 25.000 km im Jahr, das macht 'ne dreiviertel Million. Aber nein, hier gebe ich auf, das erste Mal im Leben, dagegen sind dreispurige Kreisverkehre mit Ampeln in Schottland (also Linksverkehr) ein Lacher. Nein, hier will ich nicht weiter runter fahren, nicht mit diesem Auto. Ich will aufgeben. OK, einfach nur wenden - und zurück. Aber das ist ja so schmal, hier traue ich mich nicht mal zu wenden. So 30 .. 40m weiter oben war ein Platz, da könnte man wenden, sogar das Auto stehen lassen. Es kommt immer noch keiner, weder von oben, noch von unten. Rückwärtsgang rein und langsam Kupplung kommen lassen, langsam, langsam Handbremse lösen, Gas, Gas oh, es stinkt schon nach Kupplung aber es geht rückwärts, Meter um Meter. Gleich bin ich oben, OK. Glücksgefühl - ich hab überlebt.
Und jetzt, den Wanderplan von heute aufgeben? Nö. Laufen ja. OK. Bergab, die Staubstraße. Es war jetzt schon richtig Mittag, richtig knallige Sonne von oben, kein Baum, kein Strauch. Laufen, bergab.
Erst später weiss ich, das die Strecke von Kapetaniani nach Agios Ioannis 9,7 km lang ist. Und geparkt hab ich das Auto etwa dort, wo das 32 min Schild steht.
Da bin ich dann mal so 8 km Staubstraße bergab gewandert. Und war dann kurz vor 14 Uhr unten. Hier sollte ja die eigentliche Wanderung nach Moni Koudouma losgehen und etwa 3,2 Stunden hin und zurück dauern. Mit Pause dort also über 4 Stunden. Und dann die 700 Höhenmeter den Berg wieder rauf, also 8 km = nochmal über 2 Stunden, dann noch ein Quartier suchen - das kriege ich alles in diesen Tag nicht rein. Der ist irgendwie zu kurz. Dann setze ich mich eben an den Strand, esse mein Obst und lasse den Plan sausen. Murks.
Nach 20 min Essen und kurz baden wieder bergauf. Mann, das ist ja richtig anstrengend. Es ist jetzt glühend heiß, 33 °C, kein Schatten - Staub. Das wird ja immer anstrengender!! Jetzt kann ich aber nicht aufgeben, hab ich heute schon einmal. Weiter laufen, Schweiss, laufen, heiß, richtig heiß. Irgendwie glaube ich, kann ich nicht mehr, das mit dem Laufen war ja vielleicht auch eine Schnapsidee. Es ist staubig, grässlich heiß. Scheisse! Weiter laufen.
Da hab ich ja mal in einem Buch von Hape Kerkeling - "Ich bin dann mal weg" (von Mama das Buch, danke noch mal) einen Tipp gelesen, den Hape auch damals von einer Mit-Wanderin bekommen hat: "Wenn gar nichts mehr geht, wenn absolut nichts mehr geht, rufe das Universum laut um Hilfe an!" Eimal in diesem Leben habe ich schon gerufen - und es hatte mir damals geholfen. Also rief ich aus voller Brust "Universum Hilf" und dann wenig später noch mal. Und gehe weiter, weiter in der glühenden Sonne. Weiter, so nach 2..3 Minuten kommt ein schwarzer, richtig gebraucht aussehender Allrad-Jeep hinter mir den Berg hoch. Ich winke, 5m weiter steht der Jeep. Drin sitzt Gregorius, grinst mich an und sagt "Kalimera". Natürlich nimmt der mich mit hoch - danke Gregorius, danke Universum! Der wohnt unten in Agios Ioannis, fährt jeden Tag mehrmals die Strecke. Flucht laut, als ihm irgendwelche Leute entgegen kommen, aber alles gut, nach etwa 20 min bin ich an meinem Auto, bedanke mich mit "efcharisto poli". Er freut sich sicher auch, einen Universums- Auftrag erledigen zu können und ist weiter bergauf gefahren. Ich sitze erst mal im Auto und nehme einen riesigen Schluck aus der Pulle (Wasser natürlich!)
Wenig später fahre ich das kurze restliche Stück Staubstraße wieder nach oben. Im Dorf kommt mir Gregorius mit seiner schwarzen Jeep-Karre entgegen, neben ihm sitzt eine junge Frau - mit der fährt er bergabwärts. Er erkennt mich, winkt kurz und fährt weiter - ich denke "Gut das es das Universum gibt".
Da ist es nun kurz nach 15.30 Uhr, nun kann ich ja das Ziel für morgen ansteuern.
Und so führt mich mein Weg in die Berge, ich erreiche gegen 17.30 Uhr Zaros. Es ist der erste Ort in diesem Urlaub, der nicht dicht am Meer ist. Morgen will ich durch die Rouwas-Schlucht laufen, dafür ist der Startpunkt in Zaros optimal. Das ist ein ziemlich quirliges Dorf, lange werde ich nicht bleiben.
Meine Zelte schlage ich heute im Hotel Keramos auf, das liegt mitten drin. Es hat durchaus Charme, eine nette ältere Lady kümmerte sich sofort um mich. Leider hat sie mir 1000 Sachen auf griechisch erzählt und mein englisch nicht so gut verstanden. Zumindest hat sie mir zuerst mal einen Kaffee gekocht und den mit ein paar Plätzchen serviert. Sie ist unglaublich nett. Mein Zimmer war in der dritten Etage, es gab sogar einen Lift, der uns hochgebracht hat. Und dann die Tür zu meinem Zimmer:
Der Schlüssel war länger als 20 cm, alles massives Eisen, bestimmt 100 Jahre alt. Und echt schwer!
Gegessen hab ich dann auf dem Marktplatz und dem Trubel beim Essen zugeschaut. Das Essen war OK und vielmehr ist an diesem Tag nicht passiert.
Merkspruch für den heutigen Tag: Das Universum hilft Dir, Du musst nur daran glauben!!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen