Drei wunderschöne Tage war ich hier - bis auf den Hahn um vier Uhr früh 😜 war alles super, bisher der schönste Ort mit den besten Tavernen, in denen ich bis jetzt war. Ich werde Sougia in bester Erinnerung behalten.
... die Schlucht der heiligen Irene - Aglia Ireni ...
Das ist eine bezaubernde Schlucht, ganz anders als so viele vorher. Sehr, sehr, sehr grün.
Vogelgezwitscher, hohe steile Berge wie überall und es liegt ein ganz besonderer Duft in der Luft. Keine Ziegen gibt es hier, keine Ziegenköttel und auch kein Geruch von Ziegenkötteln. Es stehen viele Laubbäume hier, der sieht gerade aus wie ein Ahorn, viele Oleanderbüsche und einige Nadelbäume. Der typische Geruch von Kreta mit den vielen Kräutern, der fehlt hier, es ist fast wie ein Wald in Mitteleuropa.
Der Weg ist einfach und leicht zu laufen, es ist schattig. Ich gehe diese Schlucht, genau wie gestern, von unten nach oben. Das ist überhaupt kein Problem. Unten gibt es einen guten Parkplatz. Das Auto ist schon mit allen Sachen gepackt, nachher geht es weiter an einen anderen Ort. Die Schlucht ist etwa 7 km lang, ich denke, etwa 4..5 km nach oben zu laufen, dann ein bisschen Obst essen und wieder zurück. Dabei Eindrücke gewinnen und einige Fotos schiessen.
In dieser Schlucht verabschiede ich mich mit einem selbstgebauten Steinmännchen, von denen habe ich habe in den letzten Wochen so viele gesehen. Vielleicht komme ich ja mal später vorbei und schaue, wie es ihm geht. Wahrscheinlich ist es auch die letzte Schlucht für diesen Urlaub.
Die Aglia Ireni - (und mein Steinmännchen) - ein würdiger Abschluss.
... Milia - ein wirklich einsames Bergdorf ...
Wenn sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, musst Du noch etwa 6 km fahren, dann bist du in Milia. Keine gute Straße, aber am neunzehnten Tag auch kein Problem mehr, halt eine Schotter-Piste die letzten Kilometer. Und endlose Serpentinen, immer bergauf. Das Dorf ist im Nordwesten, nicht weit von Kissamos entfernt. Ein restauriertes Bergdorf ist Milia - ganz weit oben - ganz allein. Die junge Managerin, Despina, hat mich ganz freundlich aufgenommen und mir mein Häuschen gezeigt. Ich bin begeistert, ein toller Ort. Schön, das noch etwas frei war, auch ohne Anmeldung.
Strom ist Mangelware, in den kleinen Häuschen, von denen auch ich eines bewohne, gibt es zwar etwas Licht, aber keinen Steckdosen-Strom. Handy aufladen geht nur in der Taverne, die auch die Rezeption für das "traditionelle kretische Dorf" ist. Im Internet gibt es zu Milia und seiner Geschichte eine recht informative Seite: Milia
Ich habe gut gegessen und sitze jetzt noch ein wenig hier in der Taverne und schreibe. Hier ist Internet natürlich vorhanden. Auf denTischen stehen Kerzen. Ich glaube, ich war noch nie an so einem abgeschiedenen Ort. Wobei ich das keineswegs in irgendeiner Form negativ meine. Es ist ganz phantastisch aber auch ein bisschen unwirklich.
Es ist 23 Uhr, die Taverne habe ich verlassen, ich war eh' der letzte Gast mit meinen Rotwein. Hab ich mir also das letzte Glas mitgenommen und sitze jetzt in meinem Häuschen am Fenster. Eine Kerze spendet etwas Licht, das Fenster ist offen und es kommt ganz wenig kühle Luft durch das Fliegengitter herein.
Es ist so unglaublich leise hier, das ist schon fast gespenstisch. Auf einmal ist der eigene Atem so laut. Hier zirpen keine Grillen, hier zwitschern keine Vögel, keine Autos, so intensiv sich die Ohren auch anstrengen, hier bist du ganz allein, hier hörst du nur dich. Jedes Geräusch von einem Tier im Wald, was man vielleicht alle 30 Minuten mal hört, ist brachial laut.
Ich glaube, ich bin am leisesten Ort der Welt angekommen. Mein Tinitus, unter dem ich eigentlich kaum leide, weil er fast immer durch die Umgebungsgeräusche übertönt wird, ist so present wie nie - ein scheussliches Pfeifen. Wie gut, das er sonst übertönt wird.
Das, was die Reiseführer von Loutro erzählt hatten, - das es dort so leise ist, weil es dort halt keine Autos gibt - das ist erst hier in Milia eingetroffen. Denn in Loutro gab es hunderte Klimaanlagen, Kühltruhen und vieles mehr, alles hat ein Geräusch gemacht - aber hier ist nichts.
Hier ist die absolute Stille - das erste Mal in meinem Leben.
Ich hoffe, das ich nicht gestorben bin.
Nein, ich lebe und der Wein schmeckt. Ich habe ganz vorsichtig mein Glas Wein abgestellt, von dem ich gerade genippt habe, um diese Stille nicht mit irgend etwas zu stören.
Es ist UNGLAUBLICH STILL.
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