WIEDER IN KANADA ANGEKOMMEN
Am gestrigen Abend ging es noch richtig zur Sache - ein schweres Unwetter brach über das Städtchen Sandpoint rein. Das war wirklich heftig. Nach der langen Fahrt und dem vielen Sitzen im Auto war ich zu Fuß durch die Stadt unterwegs. Der Himmel wurde ziemlich schwarz und der Wind blies kräftig. Über den Bergen sah man viele Blitze. Ich beeilte mich, wieder ein Dach über dem Kopf zu haben.
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hier zieht was auf |
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und gleich knallt es irre laut |
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Da ein Subway in der Nähe war, hab ich dort Abendbrot gegessen. Von meinem Platz konnte ich dem Unwetter zusehen. Ich hatte Glück, mein Essen war gerade fertig, da war der Strom noch da! Ein paar Minuten später schlug ein Blitz in eine Stromleitung ein, das Licht flackerte noch 2 Mal, dann war es den ganzen Abend aus. Ohne Strom funktioniert nichts, was in einem Subway gebraucht wird. Im gesamten Ort kein Strom, auch alle Ampeln waren aus, und im Motel natürlich dunkel und kein Internet. Na das ist ja dann so wie in der Steinzeit. Ok, dann eben nur schlafen, der Tag war eh' sehr anstrengend.
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kurz darauf ist der Strom für mehrere Stunden weg ! |
Am nächsten Morgen hat die Zivilisation wieder funktioniert, Strom war in ausreichender Menge da.
Koffer ins Auto und ab nach Kanada. Eine etwas kribblige Frage - wird an der Grenze alles glatt gehen ?? Vielleicht ist ja auf meinem Weg keine Grenzstation ? Fehlt mir irgendeine Unterlage ?
Es geht über 95 in Richtung Norden, die Grenzstation in Eastport war leer, ich konnte sofort kontrolliert werden. Alles ging gut, der kanadische Grenzbeamte ist sehr freundlich. Er hat mir ein paar Fragen gestellt, die ich alle beantworten konnte. Zum Schluss wünschte er mir noch "Auf Wiedersehen". So war ich schnell durch die Grenze durch und ab 9.00 Uhr in Kanada. Im nächsten Ort einen Kaffee gekauft, (früh im Motel war die Kaffeemaschine defekt - echt ätzend oder?) und erst mal ausgiebig an einem See gesessen, Kaffee getrunken und die langen Fahrten der letzten Tage abklingen lassen.
Ja plötzlich ist einiges anders. Die Geschwindigkeits-Schilder am Straßenrand sind in km/Stunde beschriftet - wir haben das metrische System wieder. Meilen, Inches und Gallonen habe ich hinter mir gelassen. Nur die Geschwindigkeitsanzeige in meinem Auto ist nach wie vor in Meilen pro Stunde. Also muss man immer ein bisschen umrechnen um nicht zu schnell zu sein.
Ich denke, auch die Menschen sind hier etwas anders, vielleicht ein bisschen behutsamer. Kanada und die USA haben ja das Problem, dass das Land, auf dem heute alle leben, früher den Ureinwohnern und Indianern gehört hat. Die (weissen) Einwanderer haben es den Menschen dort abgekauft (aber was ist das für ein "Kauf", eine Flasche Whiskey gegen ein Stück Land? ) ich denke, gestohlen trifft es genauer. Viele wurden getötet, sicher eine böse, unrühmliche Zeit. In Kanada setzt aber in den letzten Jahren ein Umdenken ein, in dem man sich mit dieser Vergangenheit auseinandersetzt und versucht, sich anzunähern. Was mir gut in Kanada gefällt, ist die Art, in der heute über die Ureinwohner gesprochen wird, man sagt inzwischen "The First Nations". Das Wort Indianer ist wohl zu sehr negativ belastet. In den vereinigten Staaten wird dieses Thema und die Reservate, in denen die Indianer heute leben, eher verschwiegen und verdrängt, aber es wird nicht offensiv damit umgegangen. Das ist zumindest mein Eindruck.
Heute geht es in Richtung Rocky Mountains, ich habe mir dort einen Ort ausgesucht, der Invermere heisst. Mal sehen, was für eine Unterkunft ich bekomme, eigentlich möchte ich diesmal 2 Tage dort bleiben und von den Ausflügen abends dorthin zurückkehren. Na, schauen wir mal.
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die Landschaft ist schon mal beeindruckend |
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am Columbia Lake |
Der Weg ist heute nicht lang, gegen 11 Uhr bin ich in Invermere. Also halte ich mal nach einem B&B Ausschau. Ich parke mitten im Ort und gehe ein paar Schritte. Hier ist alles auf großen Urlaub eingerichtet, nicht so wie ein B&B in Schottland, wo die Leute ein Zimmer ihres eigenes Hauses den Gästen anbieten.
Fast alle Vermieter wollen mir ein ganzes Haus (ok, etwas kleiner) für viele Tage anbieten. Hm, ich weiss nicht, aber ok, ich kann ja mal nach dem Preis für ein Haus fragen - oder?
Kurz vor der Brücke biege ich in die Uferstraße rechts ein und halte an, hier könnte es mir gefallen. Es ist bei "Deere Ridge Cabins and Bed & Breakfast". Also fragen. Alles gut, wenig später war ich Besitzer eines Holzhauses für 2 Nächte, es sollte 100 kanadische Dollar pro Nacht kosten, wir haben uns dann 170 amerikanische Dollar für 2 Tage geeinigt.

Die Vermieterin im mittleren Alter war sehr nett aber auch sehr redselig und fragte u.a. nach meinem Vornamen. Nachdem ich Ihr sagte, sie dürfte mich Andy nennen, war sie ganz begeistert und jeder Satz begann mit Andy hier, Andy da.... Sie war wohl recht froh, mal mit jemanden reden zu können, auch wenn ich nicht soviel gesagt habe. Natürlich sollte ich Sie auch beim Vornamen nennen - sie heisst Deborah. Sie hätte mir wohl gern Ihr Haus verkauft und wollte in eine größere Stadt ziehen. Aber so weit soll es nicht kommen, ich schaue Kanada doch erst mal an. Hier sind ein paar Fotos meiner Bleibe in Invermere - in den Rocky's. Ein wirklich schönes kleines Haus - mit allem Komfort, Kamin, Bad und Küche.
Aber leider kein Frühstück ... hä? Da haben die Kanadier bei B&B wohl was falsch verstanden. Aber gut, ein Frühstück wird sich schon irgendwo finden lassen.
Also es gefällt mir hier, dazu noch ein schönes Bad mit Wanne, im Eingangsbereich eine kleine Küche mit Kühlschrank. Dann kann ich mir ja am Nachmittag noch den nächsten "berühmten" Ort anschauen, Radium Hot Springs. Der liegt so ca. 15 km in nördlicher Richtung ...
in mitten einer felsigen Umgebung. Die Radium Quellen wurden schon von den Ureinwohnern benutzt und sollen eine heilende Wirkung haben. Ich hab es versucht, das Wasser ist fast 40°C warm, beim bequemen Liegen im Wasser hat man Ausblick auf diese felsige Landschaft. Nach dem Bad fühlte ich mich gut, ich bin sicher geheilt. Das mache ich morgen noch mal, das ist sehr angenehm und entspannend. Da kann ja morgen gar nichts passieren, so ausgeruht, wie ich bin!
Das wird sicher locker, wir werden sehen ...
Nein, es wird nicht locker!